Vorstellungsgespräche scheinen oberflächlich betrachtet eine ziemlich einseitige Angelegenheit zu sein: Du bewirbst dich, wirst zum Gespräch eingeladen und dein:e potenzielle Arbeitgeber:in stellt Fragen zu deiner Person und deinem Werdegang. Dabei muss das Gespräch weder Monolog noch Einbahnstraße sein - denn passende Fragen an deinen Arbeitgeber können den Unterschied zwischen einem "nur" guten oder herausragenden Eindruck machen.
In diesen Fragen liegt deine Chance, das Gespräch auf Augenhöhe zu führen, das Unternehmen besser kennenzulernen und zu zeigen, dass du mehr willst als nur irgendeinen neuen Job. In diesem Artikel erfährst du, welche Fragen du stellen solltest, um wirklich zu überzeugen und warum sie das Potenzial haben, das Blatt im Vorstellungsgespräch zu deinen Gunsten zu wenden.
Warum deine Fragen im Vorstellungsgespräch den Unterschied machen
Stell dir vor, du sitzt in einem Vorstellungsgespräch, die Nervosität steigt, und dein potenzieller Arbeitgeber feuert eine Frage nach der anderen ab. Doch dann kommt der Moment, auf den du gewartet hast: „Haben Sie noch Fragen?“
Genau hier liegt deine Chance, das Gespräch in eine Richtung zu lenken, die dir wertvolle Einblicke und Vorteile verschafft. Rückfragen zu stellen, zeigt nicht nur Interesse, sondern auch, dass du vorausdenkst, strategisch planst und wirklich wissen möchtest, ob das Unternehmen und die Rolle zu dir passen.
Du demonstrierst damit, dass du nicht nur passiv Informationen aufnimmst, sondern aktiv an einem Austausch interessiert bist, um ein möglichst klares Bild vom potenziellen Arbeitsplatz zu erhalten.
Warum Rückfragen stellen? Zeig Interesse und mach Eindruck
Die richtigen Fragen zu stellen, ist mehr als eine höfliche Geste. Es ist deine Gelegenheit, dem Arbeitgeber zu zeigen, dass du dich wirklich für die Position und das Unternehmen interessierst. Es signalisiert Neugier, Engagement und die Bereitschaft, in die Tiefe zu gehen.
Du stellst nicht einfach nur Fragen – du führst ein Gespräch auf Augenhöhe. Es geht darum, herauszufinden, ob die Unternehmenskultur zu deinen Werten passt und ob die Aufgaben wirklich deinen Fähigkeiten und Interessen entsprechen. Rückfragen zu stellen, zeigt, dass du nicht nur an deinen kurzfristigen Gewinn, sondern an einer langfristigen, fruchtbaren Zusammenarbeit interessiert bist.
5 smarte Fragen, die du deinem zukünftigen Arbeitgeber stellen solltest
1. Fragen zur Unternehmenskultur: Ein Blick hinter die Kulissen
Kulturen können sich unterscheiden - das gilt für Staaten genauso wie für Firmen. Und nicht alle müssen dir zusagen. Ob Marketing oder Finanzbranche: Zu wissen, wie dein potenzieller Arbeitgeber tickt, ist essenziell.
Frage nach den Unternehmenswerten und wie diese im Alltag gelebt werden. Beispielsweise: „Wie würden Sie die Unternehmenskultur in wenigen Worten beschreiben?“ oder „Welche Werte sind Ihnen besonders wichtig und wie spiegeln sich diese im Arbeitsalltag wider?“
So bekommst du einen Eindruck davon, ob die Arbeitsumgebung zu deiner Persönlichkeit passt. Auch eine Frage wie „Wie wird der Erfolg im Team gemessen und gefeiert?“ kann dir Einblicke in die Atmosphäre und die zwischenmenschliche Dynamik geben.
2. Fragen zu den Teammitgliedern: Dein zukünftiges Umfeld kennenlernen
Das Team, in dem du arbeiten wirst, kann einen erheblichen Einfluss auf deine Zufriedenheit und deinen Erfolg im Job haben. Zeig, dass du daran interessiert bist, wie dein potenzielles Team aufgebaut ist und wer deine direkten Kolleg:innen sein werden.
Frage Dinge wie: „Können Sie mir etwas über die Teammitglieder und ihre Rollen erzählen?“ oder „Wie arbeitet das Team zusammen und wie wird Zusammenarbeit gefördert?“ Diese Fragen geben dir einen Einblick, wie die Zusammenarbeit aussieht und ob es Synergien gibt, die dich in deiner Rolle unterstützen könnten.
Du kannst auch fragen: „Gibt es regelmäßig Team-Meetings oder gemeinsame Aktivitäten, die den Zusammenhalt stärken?“
3. Fragen zu den Erwartungen an die Rolle: Klarheit schaffen
Es ist wichtig, von Anfang an zu wissen, was von dir erwartet wird. Nur so kannst du einschätzen, ob die Position wirklich das ist, was du suchst. Frage nach den genauen Aufgaben und Verantwortlichkeiten, und wie dein Erfolg gemessen wird.
Zum Beispiel: „Welche kurzfristigen und langfristigen Ziele sind mit dieser Rolle verbunden?“ oder „Wie sieht ein typischer Arbeitstag in dieser Position aus?“ Du kannst auch nachfragen: „Welche Herausforderungen erwarten mich in den ersten sechs Monaten?“
Diese Fragen helfen dir, die Anforderungen besser zu verstehen und dich auf eventuelle Hürden vorzubereiten.
4. Fragen zu Aufstiegsmöglichkeiten: Den nächsten Schritt im Blick haben
Du willst nicht nur wissen, wo du jetzt stehst, sondern auch, wo es hingehen kann. Zeig deinen Ehrgeiz, indem du nach Karriereentwicklungsmöglichkeiten fragst. Zum Beispiel: „Welche Aufstiegsmöglichkeiten gibt es innerhalb des Unternehmens?“ oder „Gibt es Beispiele von Mitarbeitern, die sich intern weiterentwickelt haben?“
Diese Fragen zeigen, dass du langfristig denkst und motiviert bist, dich weiterzuentwickeln. Auch eine Frage wie „Welche Fähigkeiten sollte ich entwickeln, um in diesem Unternehmen erfolgreich zu sein und aufzusteigen?“ kann dir wertvolle Hinweise auf die Erwartungen und die Kultur des Unternehmens geben.
5. Fragen zur Eigenverantwortung: Deine Unabhängigkeit betonen
Ambitionierte Arbeitgeber suchen nach selbstständigen Mitarbeitern, die Verantwortung in Eigeninitiative übernehmen. Frage deshalb nach dem Grad der Eigenverantwortung, den die Position mit sich bringt. Beispiele: „Wie viel Eigenverantwortung habe ich in dieser Rolle?“ oder „Inwieweit habe ich die Möglichkeit, eigene Projekte zu initiieren und umzusetzen?“
Mit solchen Fragen zeigst du, dass du bereit bist, aktiv beizutragen und die Dinge selbst in die Hand zu nehmen. Es zeigt auch, dass du Initiative ergreifen willst und bereit bist, über den Tellerrand hinaus zu denken. Ergänzend könntest du fragen: „Wie wird Eigeninitiative gefördert und anerkannt?“
Fragen Vorstellungsgespräch: Mit „alten Regeln“ brechen
So viel zu möglichen Themenfeldern. Diese solltest du aber nicht einfach stur wie eine Checkliste abarbeiten, ohne sie an den Unternehmens- und Job-Kontext anzupassen. Denn damit demonstrierst du das Gegenteil von dem, was du eigentlich zeigen willst: Dass du eigenständige Überlegungen anstellst und echtes Interesse hast. Fragen "von der Stange" helfen dir dabei nicht weiter. Sei stattdessen unkonventionell und individuell - ohne den professionellen Gesprächsrahmen komplett zu sprengen.
Sei mutig und stelle Fragen, die nicht jeder stellt. Zum Beispiel: „Was hat Sie persönlich dazu bewegt, für dieses Unternehmen zu arbeiten?“ oder „Wenn das Unternehmen eine Persönlichkeit hätte, welche wäre es und warum?“ Solche Fragen bringen das Gespräch auf eine persönliche Ebene und zeigen, dass du kreativ und neugierig bist.
Kreative Rückfragen
Überrasche positiv mit Rückfragen, die tief blicken lassen. Wie wäre es mit: „Was war das bisher größte Problem, das das Team gemeinsam gelöst hat, und wie hat es das geschafft?“ oder „Wie sieht der perfekte Mitarbeiter in Ihren Augen aus?“
Solche Fragen zeigen, dass du nicht nur auf die Fakten, sondern auch auf die Dynamik und die zwischenmenschlichen Aspekte achtest - und die nötigen Soft Skills mitbringst.
Eine weitere kreative Frage könnte lauten: „Wenn ich in einem Jahr zurückblicke, was würde mir das Gefühl geben, erfolgreich in meiner Rolle gewesen zu sein?“ Diese Frage zeigt, dass du dich auf Erfolg und persönliche Leistung konzentrierst.
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Diese Fragen solltest du im Bewerbungsgespräch NICHT stellen
So wichtig sie für dich und deine Work-Life-Balance persönlich auch sein mögen: Es gibt Fragen, die du besser ausklammern solltest, um nicht gleich negativ aufzufallen. Vermeide zum Beispiel zu frühe Fragen nach Gehalt, Urlaubstagen oder anderen Vergünstigungen.
Du willst den Job schließlich zunächst einmal wegen der eigentlichen Arbeit und nicht, um deine Urlaubsplanung zu erleichtern. Solche Fragen können den Eindruck erwecken, dass du mehr an den Benefits als an der Arbeit selbst interessiert bist. Stelle solche Fragen lieber erst, wenn du ein konkretes Jobangebot hast.
Andere unpassende Fragen könnten sein: „Wie viele Überstunden muss ich machen?“ oder „Wie schnell kann ich befördert werden?“ Diese Fragen könnten als gierig oder ungeduldig interpretiert werden und den Eindruck vermitteln, dass du nicht am Unternehmen, sondern letztlich vor allem an deinen eigenen Vorteilen interessiert bist.
Rückfragen, die einen schlechten Eindruck hinterlassen: Vorsicht Falle!
Fragen, die Desinteresse oder Unwissenheit signalisieren, sind ebenfalls tabu. Vermeide Fragen wie: „Was macht das Unternehmen eigentlich?“ oder „Gibt es wirklich Karrierechancen?“ Solche Fragen zeigen, dass du dich nicht ausreichend vorbereitet hast oder Zweifel an der Firma hast.
Sei gut informiert und wähle Fragen, die dein Engagement und deine Kompetenz unterstreichen. Auch Fragen wie „Kann ich im Homeoffice arbeiten?“ oder „Wie streng sind die Arbeitszeiten?“ können einen falschen Eindruck erwecken, wenn sie nicht geschickt und zum richtigen Zeitpunkt formuliert werden. Zeige stattdessen, dass du flexibel und bereit bist, dich den Bedürfnissen des Unternehmens anzupassen.
Weitere typische Fragen mit denen du punkten kannst
Am Ende eines Gesprächs ist es sinnvoll zu wissen, wie es weitergeht. Frage nach dem weiteren Prozess, um Klarheit zu haben und dein Interesse zu zeigen. Zum Beispiel: „Wie sehen die nächsten Schritte im Bewerbungsprozess aus?“ oder „Wann kann ich mit einer Rückmeldung rechnen?“
So zeigst du, dass du engagiert und organisiert bist. Es hilft dir auch, deine Erwartungen zu managen und die Zeit nach dem Gespräch sinnvoll zu nutzen. Eine präzisere Frage könnte sein: „Gibt es einen typischen Zeitrahmen für die Entscheidung, und wer trifft die finale Entscheidung?“
Fragen zur Weiterbildung und Entwicklung: Zeig deine Lernbereitschaft
Karrierelanges Lernen ist keine bloße Floskel. Frage nach den Weiterbildungsmöglichkeiten und wie das Unternehmen seine Mitarbeiter fördert. Beispiele sind: „Welche Weiterbildungsmöglichkeiten bietet das Unternehmen?“ oder „Wie werden Mitarbeiter in ihrer beruflichen Entwicklung unterstützt?“
Diese Fragen signalisieren, dass du motiviert bist, ständig zu lernen und dich weiterzuentwickeln. Auch eine Frage wie „Gibt es Programme oder Workshops, an denen Mitarbeiter regelmäßig teilnehmen können?“ zeigt, dass du Wert auf kontinuierliche Weiterentwicklung legst und bereit bist, dich aktiv daran zu beteiligen.
Fazit: Deine Rückfragen als Gamechanger im Vorstellungsgespräch
Rückfragen sind nicht nur eine Pflichtübung am Ende des Gesprächs – sie sind dein ultimatives Werkzeug, um wirklich zu glänzen. Jede Frage, die du stellst, sollte sorgfältig überlegt und auf den Kontext des Unternehmens sowie die spezifische Rolle zugeschnitten sein. Standardfragen bringen dich nicht weiter. Es sind die individuellen, gut durchdachten Fragen, die den tatsächlichen Unterschied machen.
Sie zeigen deinem Gegenüber, dass du nicht nur passiv Informationen aufnimmst, sondern aktiv überlegst, wie du in dieser neuen Umgebung erfolgreich sein kannst. Mit deinen Fragen demonstrierst du strategisches Denken, tiefes Interesse und eine echte Verbindung zu den Werten und Zielen des Unternehmens. Sie sind ein starkes Signal dafür, dass du mehr willst als nur einen Job – du willst die richtige Partnerschaft.
Nutze diese Chance, um nicht nur deine Neugier und deinen Ehrgeiz, sondern auch deine Fähigkeit zu zeigen, das große Ganze zu sehen und deine zukünftige Position wirklich zu verstehen. Deine kontextbezogenen, persönlichen Fragen können der Schlüssel sein, der dir die Tür zu einer erfolgreichen und erfüllenden Karriere öffnet.