Wie man ein Vorstellungsgespräch navigiert

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Viele fürchten sich vor dem Vorstellungsgespräch, obwohl sie zu dem Zeitpunkt schon das Schwerste geschafft haben: Sie haben den Arbeitgeber davon überzeugt, sie kennenlernen zu wollen.

Wenn du also zu einem Gespräch eingeladen wurdest: herzlichen Glückwunsch! Du bist noch nicht an diesem Punkt? Kein Problem. Dieser Artikel ist für alle, die mehr darüber lernen möchten, was bei einem Bewerbungsgespräch passiert und wie man sich am besten darauf vorbereitet.

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Wie man auf eine Einladung zu einem Vorstellungsgespräch reagiert 

Zunächst einmal: freuen. Denn die erste Hürde hast du damit bereits genommen. Aber direkt im Anschluss solltest du vor allem schnell und professionell antworten.

Du solltest höflich sein, bedanke dich für die Gelegenheit und bestätige den Termin so zeitnah wie möglich. Solltest du an dem vorgeschlagenen Termin keine Zeit haben, gib sofort Bescheid und frage nach alternativen Terminen. Versuche aber, den vorgeschlagenen Termin wahrzunehmen, um dem Arbeitgeber zu zeigen, dass die Gelegenheit auf den Job für dich an erster Stelle steht. 

Der Aufbau eines Vorstellungsgesprächs  

Um deine Nerven ein wenig zu beruhigen, findest du hier einen Überblick, was wahrscheinlich passiert, sobald du zu einem Vorstellungsgespräch kommst.

1. Begrüßung und der erste Eindruck 

So wie bei jedem anderen ernst zu nehmenden Meeting auch, ist der erste Eindruck wichtig. Sei daher pünktlich und vergewissere dich, dass du richtig gekleidet bist. Hier hilft dir die Vorbereitung, die du gemacht hast.

Denke an das Unternehmen und die Stelle, auf die du dich beworben hast, um die passendeVorstellungsgespräch Kleidung zu wählen. Zum Beispiel sollte das Outfit für ein Vorstellungsgespräch bei einer Bank schicker und ein wenig konservativer sein, während es bei einem Meeting in einem Start-up im Normalfall deutlich legerer zugeht. Passe deinen Stil also sowohl an das Unternehmen als auch an die Stelle an, für die du dich beworben hast und kleide dich dementsprechend. 

Sei bei der Begrüßung höflich und authentisch. Schüttle die Hand deines Gesprächspartners und stelle dich vor. Das führt dann meistens auch schon zum nächsten Teil des Gesprächs.

2. Smalltalk

Ergibt sich nahezu automatisch, die Vorstellung kann also auch als Teil dieses Schrittes gesehen werden. Obwohl Smalltalk nicht sehr wichtig erscheint, kannst du hier Sympathie aufbauen und deine Soft Skills unter Beweis stellen.

Dein Gesprächspartner fragt dich vielleicht, ob du etwas trinken möchtest oder wie deine Anreise war. Sei freundlich und antworte ehrlich auf die Fragen. Dieser Teil des Gesprächs sollte im Normalfall nicht mehr als 5 Minuten in Anspruch nehmen.

3. Vorstellung des Unternehmens

Hier stellt dein Gesprächspartner sich und vor allem das Unternehmen und die Stelle vor, auf die du dich beworben hast. Meistens beinhaltet diese Vorstellung eine Erklärung der Unternehmenskultur, der Produkte der Firma und natürlich der Rolle, die du einnehmen wirst.

Du hast hier ein wenig Zeit, um durchzuatmen, höre aber genau zu. Wenn Fragen auftauchen, stelle sie frei heraus. Das zeigt Interesse am Unternehmen.

4. Stelle dich und deine Motivation vor

Hier kannst du deinem zukünftigen Arbeitgeber zeigen, warum genau du die richtige Person für die Stelle bist. Erzähle deinem Gegenüber von deiner bisherigen Berufserfahrung.

Versuche aber nicht einfach nur die Jobs aus deinem Lebenslauf aufzulisten, sondern ergänze deine Berufserfahrung mit deiner Motivation hinter bestimmten Entscheidungen und Jobs.

Natürlich kannst du hier auch erwähnen, warum dir bestimmte vorherige Jobs bei der neuen Stelle helfen könnten. Zusätzlich kannst du auch von anderen Meilensteinen erzählen, die dich zu einer großen Bereicherung für das Unternehmen machen, sowie von deinen Stärken in Bezug auf die Position, die du besetzen würdest.

Echtes Interesse zeigen

Arbeitgeber wollen wissen, was dich zur Bewerbung motiviert hat. Hier solltest du nicht nur darüber sprechen, was dich an dem Unternehmen, sondern auch ganz generell an der Branche interessiert. Das zeigt deinem Gegenüber, ob du ins Unternehmen beziehungsweise Team passt und ob die Position für dich geeignet wäre. Zusätzlich kann sich dein zukünftiger Arbeitgeber ein Bild von deinen Erwartungen machen.  

Ein weiterer Punkt, auf den du hier vorbereitet sein solltest, ist die Frage nach deinen Stärken und Schwächen. Diese sollte aber kein Problem darstellen, wenn du dich im Vorfeld damit auseinandergesetzt hast.

Das erscheint dir viel? Klingt vielleicht so, aber dieser Teil sollte im Normalfall nicht mehr als 5 Minuten in Anspruch nehmen, da es sonst zu lang werden könnte. Denk daran, dass es ein Gespräch ist und keine Präsentation - also eher Elevator Pitch als Vorlesung.

Genauere Tipps hierfür findest du in unserem Artikel zur Selbstpräsentation in einem Vorstellungsgespräch.

5. Organisatorisches und Fragen

Nachdem du deinem Gegenüber hoffentlich überzeugen vermittelt hast, warum du die beste Wahl für die zu besetzende Position bist, ist es Zeit für Organisatorisches und zusätzliche Fragen.

Hier werden Dinge wie Verfügbarkeit und Gehaltsvorstellungen besprochen. Es kann auch über Themen wie Stellenanforderungen, spezifische Aufgaben, andere Erwartungen und Aufstiegsmöglichkeiten geredet werden.

Am Ende bleibt dann auch noch immer Zeit für deine Fragen. Hier bekommst du erneut die Gelegenheit, Interesse an der Stelle und dem Unternehmen zu zeigen, schrecke also nicht davor zurück, Fragen zu stellen.

Du kannst dich über das Team informieren, mit dem du zusammenarbeiten würdest oder mehr Details zu deinen Aufgaben erfragen. Du kannst auch nach den Erwartungen fragen, die der Arbeitgeber an den perfekten Kandidaten hat, wenn diese vorher noch nicht angesprochen wurden.    

Gehaltsverhandlungen

Ein wichtiger Punkt, der mit einigen Fallstricken verbunden ist. Solltest du nach deinen Gehaltsvorstellungen gefragt werden, gibt es dementsprechend einiges zu beachten, damit du nicht nur deinen Traumjob, sondern auch das bestmögliche Gehalt bekommst.

Auch bei der Gehaltsverhandlung gilt: die richtige Vorbereitung zahlt sich aus! Informiere dich also vorher über die üblichen Gehälter in der Branche und der Position. Nutze auch die Informationen über das Unternehmen, die du herausgesucht hast, um zu sehen, wie das Unternehmen wirtschaftlich dasteht. Dadurch hast du eine erste Idee davon, wie die Gehaltsspanne letztlich aussehen könnte.

Setze dir auch eine Ober- und Untergrenze. Die Obergrenze orientiert sich an deinen gewonnenen Informationen, die Untergrenze an dem, was du für dich selbst als Grenze festlegst. Stell dir dabei die Frage: Ab welchem Betrag würdest du die Stelle ausschlagen? 

Mache dir zusätzlich ein Bild davon, was du alles mitbringst, um dann Argumente für deine Gehaltsvorstellung zu haben. Personaler:innen werden definitiv versuchen, dich herunterhandeln, weshalb du sie davon überzeugen solltest, warum dir dein Wunschgehalt zusteht.

Wenn das Thema Gehalt aufkommt, achte darauf, dass du keine konkreten Forderungen stellst, sondern eher Wunschvorstellungen äußerst. Dies sollte dein vorher überlegter Höchstbetrag sein. Pass aber auf, dass dieser auch realistisch ist.

Belege deine Vorstellungen mit deinen vorher gesammelten Argumenten, damit die Personaler:innen gar nicht erst so weit heruntergehen können.

Sei aber nicht zu stur und komme ihnen im Zweifel ein wenig entgegen. Frage zum Beispiel nach Zusatzleistungen.

Wenn sich keine Einigung finden lässt und/oder ihr an deiner Untergrenze angekommen seid, solltest du dir überlegen, ob es dir genau dieser der Job wert ist, Gehaltseinbußen in Kauf zu nehmen.

6. Das Gesprächsende

Am Ende deines Vorstellungsgesprächs kannst du dich noch nach den nächsten Schritten erkundigen und wann du mit einer Antwort rechnen kannst. 

Wenn du dich verabschiedest, bedanke dich für die Zeit deines Gesprächspartners und nochmal für die Gelegenheit dich vorstellen zu können. Versuche auch hier nochmal einen nachhaltig positiven Eindruck zu hinterlassen. 

Was bedeuten ein zweites und drittes Vorstellungsgespräch?

Zweites Vorstellungsgespräch

Ein zweites Vorstellungsgespräch bedeutet, dass du die erste Runde erfolgreich bestanden hast und das Unternehmen mehr über dich erfahren möchte. Es dient dazu, deine Qualifikationen und deine Passung für die Position weiter zu überprüfen. Typischerweise konzentriert sich dieses Gespräch auf:

  • Detaillierte Fragen zu deinen Fähigkeiten und Erfahrungen: Hier wird tiefer in deine berufliche Laufbahn und spezifische Kompetenzen eingetaucht.
  • Verhalten und situative Fragen: Es wird geprüft, wie du in bestimmten beruflichen Situationen reagierst und welche Herangehensweisen du wählst.
  • Einblicke in die Unternehmenskultur: Das Unternehmen möchte sehen, ob du zur Teamdynamik und zur Unternehmensphilosophie passt. Du könntest andere Teammitglieder oder Vorgesetzte treffen.

Drittes Vorstellungsgespräch

Ein drittes Vorstellungsgespräch signalisiert, dass du zu den finalen Kandidat:innen gehörst. Hier geht es darum, letzte Details zu klären und sicherzustellen, dass du die beste Wahl für die Position bist. Die Schwerpunkte liegen auf:

  • Vertiefte Beurteilung: Eine noch gründlichere Prüfung deiner Fachkenntnisse und deiner Eignung für die Position. Möglicherweise triffst du hochrangige Führungskräfte oder Fachleute aus anderen Abteilungen.
  • Kulturelle Passung: Das Unternehmen möchte definitiv sicherstellen, dass du gut ins Team und zur Unternehmenskultur passt. Du könntest auch zukünftige Kolleg:innen kennenlernen.
  • Vertragsverhandlungen: Es könnte um konkrete Vertragsdetails wie Gehalt, Benefits und Startdatum gehen. Dies ist ein positives Zeichen dafür, dass das Unternehmen ernsthaft daran interessiert ist, dich einzustellen.

Sowohl das zweite als auch das dritte Vorstellungsgespräch bieten dir die Möglichkeit, dein Interesse an der Position zu zeigen, deine Qualifikationen weiter zu unterstreichen und offene Fragen zu klären. Bereite dich sorgfältig vor, indem du nochmals die Unternehmensinformationen und deine bisherigen Gespräche durchgehst, um einen bleibenden Eindruck zu hinterlassen.

Wie du dich optimal auf ein Vorstellungsgespräch vorbereitest

Da das Vorstellungsgespräch ein enorm wichtiger Termin für deinen Berufseinstieg ist und dadurch bei vielen für Nervosität sorgt, ist die richtige Vorbereitung wichtig, um die eigene Aufgeregtheit in den Griff zu bekommen.

Da du zu diesem Zeitpunkt den Arbeitgeber schon von deinen Qualifikationen überzeugt hast, geht es im Bewerbungsgespräch mehr um dich persönlich. Der Arbeitgeber möchte dich kennenlernen und sich ein Bild von deinem Charakter und deiner Arbeitsweise machen. Hier also ein paar Dinge, auf die sie achten werden und auf die du dich gründlich vorbereiten kannst.  

  • Denke an deine Soft Skills (Kompetenzen, wie kommunikativ, lernwillig, organisiert, sozial, etc.)
  • Neben deinen Soft Skills kannst du auch eine Liste mit deinen beruflichen Erfolgen und Erfahrungen sowie deinen Hard Skills erstellen, um deinem zukünftigen Arbeitgeber zu zeigen, dass du eine Bereicherung für das Unternehmen wärst. Sprich vorher einmal für dich selbst durch, was genau du letztlich sagen möchtest - das gibt dir während dem Gespräch ein sicheres Gefühl. 
  • Sieh dir auch die Stellenausschreibung noch einmal an und mache dir Notizen, wenn etwas unklar ist. Bereite Fragen vor, wenn du irgendwas nicht verstehst. 
  • Sieh dir auch die Website des Unternehmens noch einmal genau an und informiere dich. Es ist gut, wenn du dein Interesse und dein Wissen über das Unternehmen und die Stelle zeigen kannst.  
  • Ein weiterer Tipp: Informiere dich über die Anreise und recherchiere, wie du am besten zu dem Vorstellungsgespräch kommst, um pünktlich anzukommen und Stress zu vermeiden. Es hilft deinem Eindruck nämlich nie, wenn du gleich zum ersten Gespräch 10 Minuten zu spät oder maximal abgehetzt ankommst.

Die Top 12 Tipps für dein Vorstellungsgespräch 

Wenn du dich an diese Tipps hältst, sollte dir das Vorstellungsgespräch um einiges leichter fallen:

  1. Sei vorbereitet, um nicht zu nervös zu sein
    Informiere dich gründlich über das Unternehmen, bei dem du dich bewirbst. Kenne die wichtigsten Fakten und Zahlen, aktuelle Projekte und die Unternehmenskultur. Übe zudem mögliche Fragen und Antworten im Vorfeld, um sicher und souverän aufzutreten.
  2. Versuche ruhig zu bleiben
    Atme tief durch und erinnere dich daran, dass das Vorstellungsgespräch eine Chance ist, dich von deiner besten Seite zu zeigen. Ein kleiner Spaziergang oder Atemübungen vor dem Gespräch können helfen, die Nervosität zu mindern.
  3. Versetze dich vorher in die Situation eines Vorstellungsgesprächs
    Simuliere das Gespräch mit Freunden oder Familienmitgliedern. Dies hilft dir, dich an die Gesprächsdynamik zu gewöhnen und gibt dir mehr Selbstvertrauen.
  4. Versuche vorher Stress zu vermeiden
    Plane deine Anreise und Ankunftszeit genau, damit du pünktlich und entspannt ankommst. Bereite deine Kleidung, Unterlagen und alles, was du brauchst, bereits am Vorabend vor.
  5. Begegne allen, denen du über den Weg läufst, freundlich und positiv
    Begrüße jede Person, der du begegnest, mit einem Lächeln und einem freundlichen Wort. Oft geben die ersten Begegnungen einen Eindruck von deiner Persönlichkeit und können positiv zum Gesamteindruck beitragen.
  6. Bleibe authentisch
    Sei du selbst und verstelle dich nicht. Ehrlichkeit und Authentizität kommen besser an als vorgespielte Perfektion.
  7. Achte auf deine Mimik und Körpersprache
    Dein Körper spricht oft lauter als Worte. Sitze aufrecht, gestikuliere angemessen und halte deine Mimik positiv und offen. Vermeide verschränkte Arme und nervöse Bewegungen.
  8. Halte während dem Gespräch Blickkontakt
    Augenkontakt zeigt Selbstbewusstsein und Interesse. Achte darauf, nicht zu starren, sondern immer wieder den Blickkontakt zu deinen Gesprächspartnern zu suchen.
  9. Höre während dem Gespräch genau zu und mache Notizen
    Aktives Zuhören ist genauso wichtig wie gute Antworten. Notiere dir wichtige Punkte, um am Ende gezielt Rückfragen stellen zu können. Dies zeigt, dass du aufmerksam und interessiert bist.
  10. Zeige während deiner Vorstellung Relevanz zum Unternehmen und bleibe individuell
    Betone deine Fähigkeiten und Erfahrungen, die direkt mit der ausgeschriebenen Position und dem Unternehmen in Verbindung stehen. Zeige, warum du besonders gut zum Unternehmen passt.
  11. Scheue nicht davor zurück, deine Fragen zu stellen
    Stelle gut durchdachte Fragen zum Unternehmen, zur Teamstruktur oder zu den nächsten Schritten im Bewerbungsprozess. Dies signalisiert dein Interesse und deine Vorbereitung.
  12. Erkundige dich, wann du mit einer Rückmeldung rechnen kannst
    Zum Abschluss des Gesprächs ist es völlig in Ordnung, nach dem weiteren Verlauf des Auswahlprozesses zu fragen. So weißt du, wann du mit einer Antwort rechnen kannst und kannst dich entsprechend darauf einstellen.