Befristeter Arbeitsvertrag: Chance oder Stolperstein?

Stell dir vor, du stehst vor einem neuen Karriereschritt. Die Stelle klingt spannend, die Aufgaben herausfordernd und das Team scheint auf Anhieb sympathisch. Doch dann erfährst du: Es handelt sich um einen befristeten Arbeitsvertrag. Ein Karrieretiefschlag oder die Chance deines Lebens?

In diesem Artikel wollen wir uns intensiv mit befristeten Arbeitsverträgen auseinandersetzen und dir alle wichtigen Informationen, Vorteile und Nachteile sowie Tipps und Tricks an die Hand geben, wie du das Beste aus dieser Situation herausholen kannst. Und einen befristeten Arbeitsvertrag als Sprungbrett für deine weitere Karriere nutzt.

Alles hat bekanntlich irgendwann ein Ende und Ablaufdatum - beim befristeten Arbeitsvertrag steckt das Merkmal bereits im Begriff. Irgendwann läuft er automatisch aus.

Es ist ein befristetes Arbeitsverhältnis, das von vornherein zeitlich begrenzt ist. Dies kann aus verschiedenen Gründen geschehen, zum Beispiel:

• Projektarbeit: Du wirst für ein bestimmtes Projekt eingestellt, das eine klare Endzeit hat.
• Elternzeitvertretung: Du ersetzt jemanden, der sich in Elternzeit befindet.
• Saisonarbeit: Deine Arbeit ist saisonabhängig, wie etwa in der Tourismusbranche.
• Unternehmenswachstum: Das Unternehmen möchte flexibel bleiben und stellt daher zunächst befristet ein.

Auch wenn ein befristeter Vertrag auf den ersten Blick unsicher wirkt, gibt es dennoch eindeutige Vorteile für dich:

1. Flexibilität: Du hast die Möglichkeit, verschiedene Unternehmen und Branchen kennenzulernen - und anschließend zu wechseln, falls sie dir nicht zusagen. Manchmal entdeckst du so ganz neue Karrierewege.
2. Erfahrungsgewinn: Befristete Stellen bieten oft die Gelegenheit, schnell viel Verantwortung zu übernehmen und wertvolle Erfahrungen zu sammeln.
3. Karrierechancen: Viele Unternehmen nutzen befristete Verträge als verlängerte Probezeit. Eine Verlängerung oder Entfristung ist häufig möglich.
4. Netzwerkaufbau: Du kannst dein berufliches Netzwerk erweitern und wertvolle Kontakte knüpfen.
5. Schnelle Entscheidungen: Unternehmen entscheiden sich oft schneller für befristete Verträge, was dir eine kurzfristige Arbeitsaufnahme ermöglicht.

Jede Medaille hat bekanntlich zwei Seiten. Natürlich gibt es auch Herausforderungen und Nachteile, die du nicht außer Acht lassen solltest:

• Unsicherheit: Die zeitliche Begrenzung kann Unsicherheit und Zukunftsängste mit sich bringen.
• Karriereplanung: Langfristige Karriereplanung wird erschwert, da du fortlaufend nach Anschlussstellen suchen musst.
• Soziale Absicherung: Ein befristeter Vertrag kann Nachteile bei der sozialen Absicherung, wie zum Beispiel bei der Rente, mit sich bringen.
• Finanzielle Instabilität: Kreditaufnahmen oder langfristige finanzielle Verpflichtungen können schwieriger werden.

In Deutschland ist es möglich, einen Arbeitsvertrag ohne sachlichen Grund zu befristen - die sogenannte sachgrundlose Befristung. Diese Art der Befristung ist jedoch zeitlich beschränkt. Ein solcher Vertrag darf maximal zwei Jahre dauern, innerhalb dieser Zeit kann er bis zu dreimal verlängert werden.

Die Regelung bietet Unternehmen die Flexibilität, Arbeitnehmer auf Probe einzustellen oder auf kurzfristige betriebliche Bedürfnisse zu reagieren.

Eine Befristung mit sachlichem Grund kann über die Zweijahresgrenze hinausgehen und ist nicht an die maximale Anzahl von Verlängerungen gebunden. Ein sachlicher Grund liegt vor, wenn der Arbeitnehmer beispielsweise zur Vertretung eines anderen Mitarbeiters, für ein bestimmtes Projekt oder aufgrund von saisonalen Schwankungen eingestellt wird.

Die genauen Gründe müssen im Arbeitsvertrag klar benannt werden, um rechtlich Bestand zu haben.

Niemand wird gern in Ketten gelegt - auch nicht durch Arbeitsverträge. Mehrfach befristete Verträge beim selben Arbeitgeber, die sogenannte Kettenbefristung, sind nur unter bestimmten Bedingungen zulässig.

Eine Kettenbefristung kann rechtsmissbräuchlich sein, wenn sie dazu dient, das Arbeitsverhältnis dauerhaft unsicher zu halten. Das Bundesarbeitsgericht hat in verschiedenen Urteilen klargestellt, dass eine Kettenbefristung nur dann zulässig ist, wenn sie durch einen sachlichen Grund gerechtfertigt ist.

Auch befristete Arbeitsverträge können eine Probezeit enthalten. Die Dauer der Probezeit sollte im Arbeitsvertrag klar definiert sein. Während dieser Zeit gelten besondere Kündigungsfristen, die in der Regel kürzer sind als nach Ablauf der Probezeit. Eine übliche Probezeit beträgt bis zu sechs Monate, kann aber je nach Vereinbarung variieren.

Arbeitnehmer:innen in befristeten Verträgen genießen grundsätzlich denselben Kündigungsschutz wie unbefristet Beschäftigte. Eine ordentliche Kündigung während der Befristung ist nur möglich, wenn dies im Arbeitsvertrag ausdrücklich vereinbart wurde. Andernfalls kann der Vertrag nur aus wichtigem Grund außerordentlich gekündigt werden.

Arbeitnehmer:innen, die mehrfach befristet eingestellt wurden oder deren Befristung nicht durch einen sachlichen Grund gedeckt ist, können unter Umständen einen Anspruch auf Entfristung ihres Arbeitsverhältnisses geltend machen. Dies muss jedoch individuell geprüft und gegebenenfalls gerichtlich durchgesetzt werden.

Die Kurzantwort: Indem du ihn nicht als Einschränkung oder Hürde, sondern als Karrieresprungbrett und Chance siehst. Dabei helfen dir diese Tipps:

1. Proaktiv sein

Sei aktiv und zeige Initiative. Lass dein Engagement und deine Fähigkeiten jeden Tag aufs Neue aufblitzen. So erhöhst du die Chancen auf eine Verlängerung oder eine Entfristung.

2. Lernen und Weiterbilden

Nutze die Zeit, um neue Fähigkeiten zu erlernen und dich weiterzubilden. Jede Erfahrung und jedes neu erworbene Wissen kann dich in deiner Karriere weiterbringen.

3. Netzwerken

Bau dir ein starkes berufliches Netzwerk auf. Dies kann dir nicht nur in deiner aktuellen Position helfen, sondern auch bei zukünftigen Stellensuchen von Vorteil sein.

4. Finanzielle Planung

Plane deine Finanzen sorgfältig. Lege Geld zur Seite, um dich für eventuelle Übergangsphasen zwischen Jobs abzusichern.

5. Positive Einstellung

Auch wenn es manchmal schwerfallen mag - bleib positiv und offen für neue Erfahrungen. Jede Station in deiner Karriere bringt dich letztlich weiter und bietet dir neue Chancen und Perspektiven.

In einigen Branchen und Berufen sind befristete Arbeitsverträge besonders häufig. Diese Branchen zeichnen sich oft durch projektbasierte Arbeit, saisonale Schwankungen oder spezifische betriebliche Erfordernisse aus. Hier sind einige der häufigsten Branchen und Berufe, in denen befristete Arbeitsverträge vorkommen:

Die Medienbranche ist stark projektorientiert, weshalb befristete Arbeitsverträge hier relativ häufig anzutreffen sind.

• Film- und Fernsehproduktionen: Mitarbeiter:innen werden für die Dauer eines Projekts, wie etwa die Produktion eines Films oder einer TV-Serie, befristet eingestellt.
• Journalismus: Zeitungen und Zeitschriften nutzen oft befristete Verträge, um auf kurzfristige Nachrichtenlagen oder Sonderprojekte zu reagieren.
• Freelancer und freie Mitarbeiter: In der Kreativbranche arbeiten viele auf freiberuflicher Basis oder mit befristeten Verträgen, insbesondere in den Bereichen Grafikdesign, Fotografie und Videoproduktion.
• Saisonale und Event-bezogene Arbeit: Bei Großveranstaltungen wie Festivals oder Sportereignissen sind befristete Arbeitsverträge für Techniker, Journalisten und andere Mitarbeiter üblich.

In der IT- und Technologiebranche sind befristete Verträge aufgrund der dynamischen und projektbasierten Natur der Arbeit verbreitet:

• Softwareentwicklung: Entwickler:innen werden häufig für spezifische Projekte oder zur Einführung neuer Softwarelösungen befristet eingestellt.
• Startups: Junge Unternehmen nutzen oft befristete Verträge, um flexibel auf Marktveränderungen reagieren zu können und Personal an wechselnde Projektanforderungen anzupassen.
• IT-Dienstleistungen: Viele IT-Berater:innen und -Dienstleister:innen arbeiten projektbezogen und haben befristete Verträge mit ihren Kunden.
• Technologie-Support und Wartung: Für bestimmte Wartungsarbeiten oder technologische Upgrades werden häufig temporäre Fachkräfte eingestellt.

Die Kreativwirtschaft ist bekannt für ihre projektbasierte Arbeit und temporäre Vertragsverhältnisse:

1. Designprojekte:Grafikdesigner:innen, Innenarchitekt:innen und Industriedesigner:innen werden oft für die Dauer eines Projekts befristet eingestellt.
2. Werbeagenturen: Mitarbeiter:innen in Werbeagenturen arbeiten häufig an zeitlich begrenzten Kampagnen und Projekten, was befristete Verträge notwendig macht.
3. Eventmanagement: In der Eventbranche, einschließlich der Planung und Durchführung von Messen, Ausstellungen und Konzerten, sind befristete Arbeitsverträge für Planer:innen und Eventmanager:innen üblich.
4. Künstler und Performer: In der Musik-, Theater- und Filmbranche werden Künstler:innen und technisches Personal oft befristet engagiert, um spezifische Produktionen oder Auftritte zu realisieren.

Bevor du einen befristeten Arbeitsvertrag unterschreibst, ist es wichtig, alle Details sorgfältig zu prüfen, um sicherzustellen, dass du keine unangenehmen Überraschungen erlebst. Dabei gelten die gleichen Hinweise wie für Arbeitsverträge generell.

Hier sind wesentliche Punkte, die du unbedingt zusätzlich beachten solltest:

Die Laufzeit des befristeten Vertrags ist ein entscheidender Punkt:

• Klar definierte Dauer: Stelle sicher, dass die genaue Dauer des Vertrags im Vertragstext klar angegeben ist. Dies sollte das Anfangs- und Enddatum umfassen.
• Projektbezogene Laufzeit: Wenn der Vertrag an ein bestimmtes Projekt gekoppelt ist, überprüfe, ob das Projektende realistisch eingeschätzt wurde.

Ein weiterer wichtiger Aspekt ist die Möglichkeit der Verlängerung oder Entfristung des Vertrags - denn damit kannst du den befristeten Vertrag tatsächlich als langfristigen Karriereturbo nutzen.

• Option auf Verlängerung: Erkundige dich, ob es eine Option zur Verlängerung des Vertrags gibt und unter welchen Bedingungen diese erfolgen kann.
• Aussicht auf Entfristung: Kläre ab, ob und wann eine Entfristung möglich ist und welche Kriterien dafür erfüllt sein müssen. Dies kann von der Leistung, Unternehmensentwicklung oder Projekterfolg abhängen.

Eine klare Aufgabenbeschreibung hilft, Missverständnisse zu vermeiden und sicherzustellen, dass du genau weißt, was von dir erwartet wird:

• Detaillierte Aufgaben: Der Vertrag sollte eine detaillierte Beschreibung deiner Aufgaben und Verantwortungsbereiche enthalten.
• Flexibilität: Prüfe, ob der Vertrag eine Klausel enthält, die dem Arbeitgeber erlaubt, deine Aufgaben im Rahmen deiner Qualifikationen zu ändern. Dies kann flexibel sein, aber auch zu unklaren Erwartungen führen.

Das Gehalt und die angebotenen Sozialleistungen sind wesentliche Bestandteile des Vertrags:

• Angemessenes Gehalt: Stelle sicher, dass das Gehalt deinen Vorstellungen und der Marktsituation entspricht. Berücksichtige dabei deine Qualifikationen und Erfahrungen.
• Sozialleistungen: Überprüfe, welche Sozialleistungen im Vertrag enthalten sind, wie beispielsweise Krankenversicherung, Rentenversicherung, Urlaubstage und sonstige Vergünstigungen.
• Bonus- und Prämienregelungen: Falls es Boni oder Leistungsprämien gibt, sollten diese klar definiert und an konkrete Ziele geknüpft sein.

Die Kündigungsfristen sind auch in der befristeten Vertragsvariante ein entscheidender Punkt, sowohl für dich als auch für die Arbeitgeber:in:

• Kündigungsfristen im Vertrag: Überprüfe, welche Kündigungsfristen für beide Seiten gelten. Diese sollten im Einklang mit den gesetzlichen Vorgaben stehen.
• Probezeitregelungen: Während der Probezeit gelten in der Regel kürzere Kündigungsfristen. Achte darauf, dass diese klar definiert sind.
• Besondere Kündigungsgründe: Kläre, ob es spezielle Gründe gibt, die eine außerordentliche Kündigung rechtfertigen und welche Prozesse dabei eingehalten werden müssen.

Arbeitnehmer:innen mit befristeten Verträgen haben grundsätzlich dieselben Rechte wie unbefristet Beschäftigte, einschließlich:

• Kündigungsschutz: Der Kündigungsschutz gilt auch für befristete Arbeitsverhältnisse.
• Urlaubsanspruch: Der gesetzliche Urlaubsanspruch ist derselbe wie bei unbefristeten Verträgen.
• Sozialversicherung: Beiträge zur Kranken-, Pflege-, Renten- und Arbeitslosenversicherung werden ebenfalls gezahlt.

Ja, ein befristeter Arbeitsvertrag kann verlängert werden. Allerdings gibt es gesetzliche Beschränkungen:

• Befristung ohne Sachgrund: Ein solcher Vertrag darf maximal zwei Jahre dauern und innerhalb dieser Zeit höchstens dreimal verlängert werden.
• Befristung mit Sachgrund: Bei sachlichen Gründen gibt es keine zeitlichen Begrenzungen für die Befristung oder Anzahl der Verlängerungen.

Wenn dein befristeter Vertrag endet, endet dein Arbeitsverhältnis automatisch, ohne dass es einer Kündigung bedarf. Wenn du weiterhin im Unternehmen arbeiten möchtest, sollte rechtzeitig über eine Vertragsverlängerung oder Entfristung gesprochen werden.

Ja, auch während eines befristeten Vertrags ist eine Kündigung möglich, wenn dies im Vertrag ausdrücklich vereinbart wurde. Ansonsten kann der Vertrag nur aus wichtigem Grund außerordentlich gekündigt werden.

Ja, in einigen Branchen gibt es spezielle Regelungen für befristete Arbeitsverträge, die in Tarifverträgen oder Betriebsvereinbarungen festgelegt sein können. Diese können von den allgemeinen gesetzlichen Bestimmungen abweichen und zusätzliche Schutzmechanismen oder Rechte für Arbeitnehmer:innen enthalten.

Ein befristeter Arbeitsvertrag schreit als Begriff allein schon förmlich "Unsicherheit". Doch dahinter verbergen sich unzählige Chancen und Möglichkeiten. Diese Verträge bieten dir die Flexibilität, neue Branchen und Unternehmen zu erkunden, wertvolle Erfahrungen zu sammeln und ein starkes berufliches Netzwerk aufzubauen.

In dynamischen Bereichen wie IT, Medien oder Kreativwirtschaft warten spannende Projekte auf dich, die deinen Horizont erweitern und deine Fähigkeiten für deine künftige Karriere stärken.

Nutze die Zeit eines befristeten Vertrags, um deine Fähigkeiten zu schärfen und deine Karriere auf das nächste Level zu bringen. Durch proaktives Handeln, kontinuierliche Weiterbildung und strategisches Netzwerken kannst du aus einem befristeten Arbeitsverhältnis das Maximum herausholen.

Eine sorgfältige Prüfung des Arbeitsvertrags – von der Laufzeit über die Verlängerungsmöglichkeiten bis hin zu Gehalt und Sozialleistungen – schützt dich vor unangenehmen Überraschungen und sorgt für Klarheit.

Mit der richtigen Einstellung und Vorbereitung kann ein befristeter Vertrag der Schlüssel zu neuen beruflichen Möglichkeiten und persönlichem Wachstum sein. Betrachte ihn nicht als Übergangslösung, sondern als eine Gelegenheit, deine berufliche Landschaft neu zu gestalten und deine Träume zu verwirklichen.