Berufsunfähigkeit: Was du als Absolvent:in wissen solltest

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Vor allem kurz nach dem Karrierestart klingt Berufsunfähigkeit für die meisten von uns nach ferner Zukunftsmusik kurz vor dem Renteneintritt. Oder ein Zustand, der ausschließlich Arbeitnehmer:innen in handwerklichen oder potenziell gefährlichen Berufen trifft. Aber selbst wenn du ausschließlich im Büro arbeitest: Das Leben macht vor deinem vermeintlich sicheren Schreibtisch nicht Halt.

Ein Job sichert unser Einkommen und später erwartet uns die Rente – so ist der Plan. Doch das Leben hält sich selten an Pläne. Was passiert, wenn ein schwerer Unfall, eine psychische Erkrankung oder eine ernsthafte Krankheit plötzlich unsere Arbeitsfähigkeit einschränken und das Berufsleben abrupt beendet?

Wir zeigen dir in diesem Artikel, warum du dich bereits als Absolvent:in mit einer entsprechenden Berufsunfähigkeitsversicherung auf die Eventualitäten des Lebens vorbereiten solltest.

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Berufsunfähigkeit: Die wichtigsten Fakten im Überblick

Berufsunfähigkeit ist ein Begriff, der oft missverstanden wird. Es geht dabei nicht einfach nur darum, krank zu sein oder einen Unfall zu haben. Berufsunfähig bist du, wenn du deinen zuletzt ausgeübten Beruf dauerhaft nicht mehr ausüben kannst – und das mindestens zu 50 % .

Das kann durch Krankheit, Unfall oder einen körperlichen oder geistigen Gebrechen passieren. Besonders als Berufseinsteiger:in solltest du dir dieser Gefahr bewusst sein, da dein Körper und Geist ein wichtigstes Kapital sind. Ohne eine entsprechende Absicherung kannst du im Ernstfall schnell in eine finanzielle Notlage geraten.

Was sind die Gründe für Berufsunfähikeit?

Berufsunfähigkeit ist häufiger, als viele denken. Statistiken zeigen, dass etwa jeder vierte Arbeitnehmer in Deutschland vor Erreichen des Rentenalters berufsunfähig wird - und das aus den unterschiedlichsten Ursachen.

Das kann durch psychische Erkrankungen, wie Burnout oder Depressionen, aber auch durch körperliche Leiden, wie Rückenprobleme, geschehen. Gerade in stressigen Berufen oder Jobs mit körperlicher Belastung ist das Risiko höher.

Dabei sind nicht nur Handwerker betroffen – auch Büroangestellte, Lehrer und Ärzte leiden häufig unter beruflicher Belastung. Es ist also keineswegs ein Problem, das nur „andere“ betrifft.

Unterschiede zwischen Arbeitsunfähigkeit, Berufsunfähigkeit und Erwerbsunfähigkeit

Klingt alles sehr ähnlich, meint im konkreten Einzelfall aber unterschiedliche Dinge. Arbeitsunfähigkeit bedeutet etwa, dass du vorübergehend nicht arbeiten kannst, etwa wegen einer Grippe.

Bei Berufsunfähigkeit hingegen kannst du deinen erlernten Beruf dauerhaft nicht mehr ausüben.

Erwerbsunfähigkeit ist noch drastischer: Du bist dann so stark beeinträchtigt, dass du gar keiner Erwerbstätigkeit mehr nachgehen kannst. Für dich als Berufseinsteiger ist besonders die Berufsunfähigkeit relevant, denn sie betrifft deine konkrete berufliche Tätigkeit und kann schon in jungen Jahren eintreten.

Warum eine Berufsunfähigkeitsversicherung wichtig ist

Stell dir vor, du kannst aufgrund einer Krankheit oder eines Unfalls nicht mehr in deinem Beruf arbeiten. Ohne Einkommen und ohne Absicherung durch eine Berufsunfähigkeitsversicherung gerätst du schnell in finanzielle Schwierigkeiten.

Die staatliche Erwerbsminderungsrente reicht oft kaum zum Leben – vor allem, wenn du in den ersten Berufsjahren bist und noch keine nennenswerten Rentenansprüche aufgebaut hast.

Eine Berufsunfähigkeitsversicherung sichert dein Einkommen ab, wenn du aus gesundheitlichen Gründen deinen Beruf nicht mehr ausüben kannst. Sie springt dort ein, wo die gesetzliche Absicherung endet und sorgt dafür, dass du nicht in finanzielle Not gerätst.

Absicherung für spezifische Berufsgruppen wie Ärzte und Lehrer

Besonders für Berufe wie Ärzte, Lehrer oder Handwerker ist eine Berufsunfähigkeitsversicherung sinnvoll, da sie oft spezifischen Risiken ausgesetzt sind. Als Ärzt:in trägst du hohe Verantwortung und bist psychisch sowie körperlich stark gefordert. Lehrer wiederum haben es häufig mit stressbedingten Krankheiten wie Burnout zu tun.

Handwerker hingegen sind stark auf ihre körperliche Gesundheit angewiesen. Wenn du in einer dieser Berufsgruppen arbeitest oder eine Ausbildung in diese Richtung planst, solltest du unbedingt über eine entsprechende Absicherung nachdenken.

Wie eine Berufsunfähigkeitsversicherung funktioniert

Um eine Berufsunfähigkeitsversicherung abzuschließen, musst du gewisse gesundheitliche Voraussetzungen erfüllen. Die Versicherung prüft deine Gesundheit anhand von Fragen zu Vorerkrankungen und Lebensstil. Der Leistungsumfang variiert je nach Tarif und Anbieter.

In der Regel bekommst du dann eine monatliche Rente, wenn du deinen Beruf nicht mehr ausüben kannst. Diese Rente hilft dir, deinen Lebensunterhalt zu sichern, wenn dein reguläres Einkommen wegfällt.

Wichtige Vertragsklauseln

Beim Abschluss einer Berufsunfähigkeitsversicherung solltest du auf bestimmte Klauseln achten. Ein wichtiges Element ist beispielsweise der sogenannte „Verzicht auf abstrakte Verweisung“.

Er sorgt dafür, dass der Versicherer dich nicht einfach auf einen anderen Beruf verweisen kann, den du theoretisch noch ausüben könntest. Ebenfalls wichtig ist die Nachversicherungsgarantie, mit der du deine Versicherungssumme später anpassen kannst, etwa nach einer Gehaltserhöhung.

So stellst du sicher, dass deine Absicherung auch im Laufe deines Berufslebens ausreichend bleibt.

Beispiele aus der Praxis

Nehmen wir an, du arbeitest als Physiotherapeut:in und bekommst nach einigen Jahren Bandscheibenprobleme. Ohne Berufsunfähigkeitsversicherung müsstest du eventuell in einem weniger gut bezahlten Job arbeiten oder Bürgergeld beantragen. Mit einer Versicherung bekommst du eine monatliche Rente, die dir hilft, deinen Lebensstandard zu halten und deine berufliche Neuorientierung zu finanzieren.

Ein weiteres Beispiel: Du arbeitest im Büro und leidest plötzlich unter einem schweren Burnout. Die Belastung war über Monate hinweg hoch und jetzt kannst du dich kaum noch konzentrieren oder deine täglichen Aufgaben bewältigen. Ohne Berufsunfähigkeitsversicherung stünde dein Einkommen auf dem Spiel, und die staatliche Unterstützung würde bei Weitem nicht ausreichen, um deine laufenden Kosten zu decken.

Mit einer Berufsunfähigkeitsversicherung bekommst du jedoch eine monatliche Rente, die dir nicht nur finanzielle Sicherheit gibt, sondern dir auch ermöglicht, dich in Ruhe zu erholen und über eine alternative berufliche Zukunft nachzudenken.

Für wen ist eine Berufsunfähigkeitsversicherung sinnvoll?

Prinzipiell ist eine Berufsunfähigkeitsversicherung für jeden sinnvoll, der auf sein Einkommen angewiesen ist - und das sind wir letztlich alle.

Besonders wichtig ist sie aber für Berufsanfänger:innen und junge Leute, da hier die Beiträge noch günstig sind. Auch Menschen in Berufen mit hohem Risiko, sei es körperlich oder psychisch, sollten eine solche Versicherung haben. Dabei solltest du deine individuellen Risiken berücksichtigen: Hast du Vorerkrankungen oder übst du einen besonders stressigen Job aus? Und wie schnell gerätst du im akuten Notfall in eine finanzielle Schieflage?

Frühzeitiger Abschluss und seine Vorteile

Je früher du eine Berufsunfähigkeitsversicherung abschließt, desto besser. Die Beiträge sind in jungen Jahren oft deutlich günstiger und du hast bessere Chancen, den Vertrag ohne Ausschlüsse oder Risikozuschläge zu bekommen.

Mit steigendem Alter und gesundheitlichen Problemen wird es schwieriger und teurer, sich abzusichern. Daher solltest du definitiv nicht warten, bis erste gesundheitliche Beschwerden auftreten.

Auswahl und Abschluss einer Berufsunfähigkeitsversicherung

Bei der Auswahl der richtigen Versicherung solltest du immer verschiedene Angebote vergleichen. Achte auf die Höhe der monatlichen Rente, den Verzicht auf abstrakte Verweisung und die Nachversicherungsgarantie.

Auch die finanzielle Stabilität des Anbieters und dessen Ruf sind wichtige Kriterien - du hast schließlich wenig vom vermeintlich innovativen Anbieter, wenn er im tatsächlichen Notfall gar nicht mehr existiert. Hole dir im Zweifelsfall professionelle Beratung, um den für dich besten Vertrag zu finden.

Wie hoch sollte die Absicherung bei Berufsunfähigkeit sein?

Die Höhe der Berufsunfähigkeitsrente sollte so gewählt werden, dass sie etwa 70 - 80 % deines Nettoeinkommens abdeckt. So kannst du deinen Lebensstandard auch im Falle einer Berufsunfähigkeit halten. Berücksichtige dabei auch laufende Kosten wie Miete, Kredite oder Versicherungen. Eine zu geringe Absicherung führt schnell zu finanziellen Engpässen.

Gesundheitsfragen und ihre Bedeutung beim Abschluss

Die Gesundheitsfragen sind ein zentraler Bestandteil beim Abschluss einer Berufsunfähigkeitsversicherung. Sei hier unbedingt ehrlich und vollständig, da falsche Angaben im Ernstfall dazu führen können, dass der Versicherer nicht zahlt. Vor Vertragsabschluss kann eine Risikovoranfrage sinnvoll sein. So kannst du klären, ob und zu welchen Bedingungen du versicherbar bist, ohne gleich einen festen Antrag zu stellen.

Häufige Fragen zur Berufsunfähigkeitsversicherung

Wann greift die Berufsunfähigkeitsversicherung?

Die Berufsunfähigkeitsversicherung greift, wenn du deinen Beruf dauerhaft zu mindestens 50 % nicht mehr ausüben kannst. Dabei ist es egal, ob die Ursache ein Unfall, eine Krankheit oder ein anderes gesundheitliches Problem ist.

Wie prüft der Versicherer die Berufsunfähigkeit?

Der Versicherer prüft die Berufsunfähigkeit anhand ärztlicher Gutachten und der konkreten Anforderungen deines Berufs. Es wird geprüft, ob und in welchem Umfang du deine Tätigkeit noch ausüben kannst. Je nach Vertrag kann der Versicherer dich auch auf andere Berufe verweisen, wenn diese zumutbar sind.

Was passiert bei Teilzeitkräften?

Auch Teilzeitkräfte können eine Berufsunfähigkeitsversicherung abschließen. Die Höhe der Absicherung orientiert sich dabei am Einkommen aus der Teilzeitbeschäftigung. Es gelten die gleichen Bedingungen wie für Vollzeitkräfte.

Welche Alternativen gibt es zur Berufsunfähigkeitsversicherung?

Alternativen zur Berufsunfähigkeitsversicherung sind die Erwerbsunfähigkeitsversicherung, die Grundfähigkeitsversicherung oder eine private Unfallversicherung. Diese bieten jedoch oft weniger umfassenden Schutz.

Eine Erwerbsunfähigkeitsversicherung zahlt nur, wenn du gar nicht mehr arbeiten kannst und bei einer Unfallversicherung müssen die Ursachen sehr klar definiert sein. Eine Berufsunfähigkeitsversicherung bleibt daher die beste Wahl, um sich umfassend abzusichern.

Fazit

Berufsunfähigkeit ist ein Thema, das du als Berufseinsteiger:in nicht unterschätzen solltest. Egal, ob du als Physiotherapeut körperlich arbeitest oder im Büro psychisch gefordert bist – das Risiko, durch eine Krankheit oder einen Unfall dauerhaft nicht mehr arbeiten zu können, betrifft jeden.

Eine Berufsunfähigkeitsversicherung bietet dir den nötigen finanziellen Schutz und sichert deinen Lebensstandard, wenn das Leben unerwartete Wendungen nimmt. Je früher du dich damit auseinandersetzt, desto besser bist du vorbereitet. Deine berufliche und finanzielle Zukunft ist es wert, dass du dich frühzeitig umfassend absicherst.