Mehr als reine Erfahrung: Bedeutung und Chancen eines Praktikums

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Viel Arbeit, kaum oder wenig Bezahlung und maximal undankbare Hilfsarbeiten - der Ruf von Praktika war in der Vergangenheit nicht unbedingt der allerbeste. Teilweise allerdings zu Unrecht: Denn ein Praktikum ist weit mehr als nur ein kurzer Blick hinter die Kulissen eines Unternehmens – es ist eine wertvolle Gelegenheit, sich selbst und seine beruflichen Ziele besser kennenzulernen.

Praktika bieten die Möglichkeit, theoretisches Wissen in die Praxis umzusetzen, wertvolle Berufserfahrungen zu sammeln und ein berufliches Netzwerk aufzubauen - damit sind sie oft der erste Schritt in eine erfolgreiche Karriere.

In diesem Artikel beleuchten wir die verschiedenen Facetten eines Praktikums, von der Definition und Bedeutung über die verschiedenen Arten bis hin zu praktischen Tipps zur Bewerbung. Ob du Student:in, Absolvent:in oder einfach nur neugierig auf die Möglichkeiten eines Praktikums bist – dieser Leitfaden bietet wertvolle Einblicke und hilfreiche Informationen für deine berufliche Reise.

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Was versteht man unter einem Praktikum?

Ein Praktikum ist eine zeitlich begrenzte Tätigkeit in einem Unternehmen oder einer Institution, die es einer Person ermöglicht, praktische Erfahrungen in einem bestimmten Berufsfeld zu sammeln. Praktika sind ein wesentlicher Bestandteil der beruflichen Bildung und Karriereplanung. Sie bieten eine wertvolle Gelegenheit, theoretisches Wissen in die Praxis umzusetzen und einen realistischen Einblick in den Berufsalltag zu gewinnen.

Unterschied zwischen einem Praktikum und einer Festanstellung

Der Hauptunterschied zwischen einem Praktikum und einer Festanstellung liegt in der Dauer und dem Zweck der Tätigkeit. Ein Praktikum ist in der Regel befristet, dieser Rahmen dient also allem dem Lernen und der Orientierung.

Praktikant:innen sind oft noch in der Ausbildung oder im Studium und nutzen das Praktikum, um erste Berufserfahrungen zu sammeln. Eine Festanstellung hingegen ist unbefristet oder längerfristig angelegt und zielt darauf ab, eine volle Arbeitskraft in das Unternehmen zu integrieren.

Verschiedene Arten von Praktika

  • Pflichtpraktikum vs. Freiwilliges Praktikum: Ein Pflichtpraktikum ist Bestandteil eines Studien- oder Ausbildungsgangs und oft Voraussetzung für den Abschluss. Und damit - wie es der Name schon vermuten lässt - eben verpflichtend. Es ist in der Regel klar geregelt und auf eine bestimmte Dauer festgelegt. Ein freiwilliges Praktikum hingegen wird außerhalb der Pflicht absolviert, um zusätzliche Erfahrungen zu sammeln oder eine bestimmte Branche kennenzulernen.
  • Praktikum während des Studiums: Ein Praktikum während des Studiums bietet Studierenden die Möglichkeit, das im Studium erworbene Wissen praktisch anzuwenden. Es kann sowohl in Form eines Pflicht- als auch eines freiwilligen Praktikums erfolgen und ist eine wertvolle Ergänzung zur theoretischen Ausbildung.
  • Auslandspraktikum: Ein Auslandspraktikum bietet die einzigartige Chance, internationale Berufserfahrungen zu sammeln und interkulturelle Kompetenzen zu entwickeln. Es geht jedoch oft genug mit Herausforderungen wie Sprachbarrieren und kulturelle Unterschiede einher. Die Vorbereitung und Anpassung an die neuen Gegebenheiten sind entsprechend entscheidend.

Rechtliche Grundlagen des Praktikums: Know-How statt No-Go

Bevor du voller Elan in dein Praktikum startest, lohnt sich ein Blick auf die rechtliche Lage – schließlich willst du ja keine fiesen Überraschungen erleben. Dabei gibt es einige Basics, die du kennen solltest. Hier die wichtigsten Punkte im Überblick:

  1. Praktikumsvertrag: Immer ein Muss! Klare Vereinbarungen schützen dich und deinen Einsatz.
  2. Vergütung: Pflicht oder nicht? Für Pflichtpraktika gibt es oft keine Mindestvergütung, freiwillige Praktika hingegen sind an den Mindestlohn gekoppelt.
  3. Arbeitszeit: Auch Praktikanten unterliegen dem Arbeitszeitgesetz. Das heißt: 8 Stunden pro Tag sind der Standard, Überstunden sollten die Ausnahme bleiben.
  4. Urlaubsanspruch: Ja, auch du hast Anspruch auf Urlaub – je nach Dauer des Praktikums anteilig berechnet.
  5. Kündigungsfrist: Klingt unangenehm, aber wichtig zu wissen: Es gibt auch hier Regeln zur beiderseitigen Kündigung.

Ein Tipp: Falls irgendetwas unklar ist, frag nach! Dein Engagement verdient nicht nur Erfahrung, sondern auch faire Bedingungen. Und falls das "Praktikum" plötzlich nach "100 Stunden schuften für lau" klingt, lohnt es sich, ins Arbeitsrecht zu schauen. Dein Recht auf faire Bedingungen ist nicht verhandelbar.

Der Zweck eines Praktikums

Eines vorweg: Die Nutzung deiner günstigen Arbeitskraft sollte es im Normalfall nicht sein. Vielmehr bereitet es dir im Idealfall den Weg in eine erfüllende Karriere.

  • Praktische Erfahrungen sammeln: Der Hauptzweck eines Praktikums ist es, praktische Erfahrungen in einem bestimmten Berufsfeld zu sammeln. Praktikant:innen können ihre theoretischen Kenntnisse anwenden, neue Fähigkeiten erlernen und einen Einblick in die tägliche Arbeitspraxis erhalten.
  • Berufsorientierung für Studenten und Absolventen: Praktika dienen auch der Berufsorientierung. Sie helfen Studierenden und Absolvent:innen dabei, herauszufinden, ob ein bestimmtes Berufsfeld oder eine bestimmte Branche ihren Interessen und Fähigkeiten entspricht.
  • Netzwerk aufbauen und Einblick in Unternehmen erhalten: Ein Praktikum bietet die Möglichkeit, wertvolle Kontakte zu knüpfen und ein professionelles Netzwerk aufzubauen. Denn zu Menschen, die du bereits kennst, hast du eine (hoffentlich positive) persönliche Verbindung - die dir den späteren Jobeinstieg und deine Einstellungschancen deutlich erleichtert.

Wichtige Fähigkeiten, die du durch ein Praktikum erwerben kannst

Ein Praktikum ist mehr als nur eine einfache Einführung in die Berufswelt – es ist deine Chance, essenzielle Fähigkeiten zu entwickeln, die in jeder beruflichen Karriere gefragt sind - wenn auch je nach Branche unterschiedlich stark. Im Bereich der Soft Skills kannst du beispielsweise lernen, wie wichtig es ist, in einem Team zu arbeiten und gleichzeitig auf deine eigene Effizienz zu achten.

Gute Kommunikationsfähigkeiten ermöglichen es dir, deine Ideen klar und überzeugend zu präsentieren, egal ob in Meetings, per E-Mail oder in Berichten. Zudem wirst du deine Teamfähigkeiten stärken, indem du lernst, effektiv mit Kollegen zusammenzuarbeiten, verschiedene Perspektiven zu berücksichtigen und gemeinsam auf Ziele hinzuarbeiten.

Eine weitere wichtige Fähigkeit, die du je nach Branche und der dir übertragenen Verantwortung entwickeln wirst, ist die Problemlösungsfähigkeit – Herausforderungen werden zum täglichen Begleiter und bieten dir die Möglichkeit, kreative Lösungen zu finden und dabei an Selbstvertrauen zu gewinnen.

Darüber hinaus wirst du in vielen Fällen wichtige Hard Skills erlernen, die für deine Karriere unerlässlich sind. Je nach Branche wirst du spezifische Software-Tools kennenlernen, die in deinem Arbeitsbereich verwendet werden, sei es zur Datenanalyse, zur Kundenkommunikation oder zur Projektverwaltung. Ebenso wirst du die Möglichkeit haben, technische Verfahren und Methoden zu erlernen, die in deinem Berufsfeld von Bedeutung sind.

Bewerbung für ein Praktikum

Bei der Bewerbung für ein Praktikum ist es wichtig, sich gründlich über das Unternehmen und die angebotene Stelle zu informieren. Die Bewerbungsunterlagen sollten sorgfältig und individuell auf die ausgeschriebene Position zugeschnitten sein.

Tipps für erfolgreiche Bewerbungsunterlagen

Überzeugende Bewerbungsunterlagen bestehen aus einem passenden Anschreiben, einem klar strukturierten Lebenslauf und relevanten Zeugnissen. Das Anschreiben sollte die Motivation und Eignung für das Praktikum deutlich machen, während der Lebenslauf deine bisherigen Erfahrungen und Qualifikationen übersichtlich darstellt.

Wie findet man den passenden Praktikumsplatz?

Den passenden Praktikumsplatz findet man durch gezielte Recherche, Nutzung von Jobportalen und Netzwerken sowie durch direkte Kontaktaufnahme mit Unternehmen. Ein klar definiertes Berufsziel und Kenntnis der eigenen Stärken und Interessen erleichtern die Suche deutlich.

Passende Praktikumsstellen findest du übrigens auch hier.

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Wird ein Praktikum bezahlt?

Die Frage der Bezahlung bei Praktika ist von mehreren Faktoren abhängig, darunter die Art des Praktikums und die spezifischen Unternehmensrichtlinien. In vielen Fällen sind Pflichtpraktika, die Teil eines Studien- oder Ausbildungsgangs sind, unbezahlt. Der Fokus liegt hier auf dem Erwerb von praktischen Erfahrungen und der Anwendung theoretischen Wissens.

Freiwillige Praktika hingegen, die außerhalb der akademischen Anforderungen absolviert werden, können häufiger vergütet werden. Die Vergütung variiert je nach Branche und Unternehmen, kann jedoch einen wichtigen Anreiz für Studierende und Absolvent:innen darstellen, die ihre Kenntnisse erweitern möchten.

Neben der Bezahlung gibt es wichtige rechtliche Rahmenbedingungen, die den Status und die Ansprüche von Praktikanten regeln. In vielen Ländern sind Praktikanten durch spezifische gesetzliche Bestimmungen geschützt, die ihre Arbeitsbedingungen definieren. Dazu gehören Regeln zur maximalen Arbeitszeit, zum Mindestlohn und zur sozialen Absicherung. Praktikanten haben beispielsweise oft Anspruch auf eine angemessene Betreuung und Anleitung durch das Unternehmen, regelmäßige Pausen und teilweise auf Urlaubstage.

Praktikums-FAQ: Alles, was du wissen willst

Muss ich einen Praktikumsvertrag unterschreiben?

Ja, unbedingt! Der Vertrag legt die Rahmenbedingungen deines Praktikums fest. Er schützt dich und das Unternehmen vor Missverständnissen und regelt alles Wichtige von Arbeitszeiten bis zu Aufgabenbereichen.

Bekomme ich als Praktikant:in Gehalt?

Ein klares "Kommt drauf an". Bei Pflichtpraktika gibt es oft keine Vergütungspflicht, bei freiwilligen Praktika gilt jedoch meist der Mindestlohn. Lass dich also nicht mit "toller Erfahrung" abspeisen, wenn du Anspruch auf mehr hast.

Wie viel darf ich als Praktikant:in arbeiten?

Auch Praktikant:innen sind Arbeitnehmer:innen – und dem Arbeitszeitgesetz unterworfen. Maximal 8 Stunden am Tag sind drin, alles andere sollte abgesprochen sein. Überstunden? Nur mit Ausgleich und bitte in Maßen.

Was, wenn das Praktikum eine absolute Katastrophe ist?

Du bist nicht gezwungen, ewig auszuharren und deine Zeit abzusitzen. In deinem Vertrag sollte eine Kündigungsfrist geregelt sein. Wenn's wirklich brennt, sprich mit deiner betreuenden Person und finde Lösungen – oder, im Notfall, deinen Exit.

Gibt es Versicherungsschutz?

Ja! Als Praktikant:in bist du in der Regel über deinen Arbeitgeber gesetzlich unfallversichert. Bei Fragen zur Krankenversicherung oder Sozialversicherung lohnt es sich, vorab zu klären, was für dich gilt.

Chancen und Perspektiven nach einem Praktikum

Praktikant:in ist keine dauerhaft erfüllende Jobbezeichnung. Aber ein erfolgreich absolviertes Praktikum ist oft der erste Schritt zu einer Festanstellung im selben Unternehmen sein. Viele Arbeitgeber nutzen Praktika, um potenzielle zukünftige Mitarbeiter:innen kennenzulernen und zu beurteilen.

Ein Praktikum kann also einen bedeutenden Einfluss auf deine berufliche Zukunft haben. Es bietet nicht nur praktische Erfahrungen und Netzwerkmöglichkeiten, sondern verbessert auch die Chancen auf dem Arbeitsmarkt. Arbeitgeber schätzen Kandidaten mit praktischen Erfahrungen und einem klaren Verständnis für die Anforderungen der jeweiligen Branche.

Ein Praktikum ist damit eine wertvolle Investition in deine eigene berufliche Zukunft. Es ermöglicht das Erlernen neuer Fähigkeiten, die Orientierung im Berufsleben und den Aufbau eines professionellen Netzwerks. Ob Pflicht- oder freiwilliges Praktikum, im In- oder Ausland – die gesammelten Erfahrungen und Kontakte sind unbezahlbar und bieten vielfältige Perspektiven für deinen Karriereeinstieg.

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