So schreibst du eine Bewerbung ohne Berufserfahrung (mit Vorlagen)

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Du hast die Uni endlich erfolgreich abgeschlossen und bist jetzt auf der Suche nach deinem ersten Job. Mit den ersten gelesenen Stellenanzeigen dürfte dir aber schnell ein gravierendes Problem auffallen: In fast allen Anzeigen ist die Rede von Berufserfahrung - die du noch gar nicht wirklich haben kannst.

Für viele fängt hier regelrechter Teufelskreis an. Die Anforderungen scheinen einfach unerreichbar zu sein. Wie soll man denn auch schon Berufserfahrung haben, wenn man gerade erst mit dem Studium fertig ist? Viele denken, keine Berufserfahrung heißt, dass du keinen Job bekommst. Nur wie sollst du Erfahrungen sammeln, wenn du keinen Job bekommst? Auf den ersten Blick ein unauflösbarer Widerspruch.

Du kannst aber auch ohne Berufserfahrung überzeugen. Du musst nur wissen, wie. Wir zeigen dir, wie du ein Bewerbungsschreiben auch ohne Berufserfahrung erfolgreich schreibst und geben dir zusätzlich eine Vorlage, die du an deine Bedürfnisse anpassen kannst.

  • 10 Tipps für das Bewerben ohne Berufserfahrung
  • Bewerbungsschreiben: Beispiele für Formulierungen
  • Der Lebenslauf ohne Berufserfahrung 
  • Ein Lichtblick: Diese Jobs bekommst du auch ohne Berufserfahrung
  • Vorlagen
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10 Tipps für das Bewerben ohne Berufserfahrung 

Nur weil du noch keine nennenswerte Berufserfahrung hast, solltest du nicht gleich aufgeben und den Kopf in den Bewerbungs-Sand stecken. Wir haben einige Tipps zusammengestellt, die dir bewusst machen sollen, dass mit der nötigen Vorbereitung auch eine Bewerbung ohne Berufserfahrung gelingen kann.

1. Erkenne die Anforderungen

Um nicht direkt zu verzweifeln, ist es wichtig herauszufiltern, was die einzelnen Anforderungen überhaupt bedeuten. Denn nur, weil du das Schlagwort Berufserfahrung liest, heißt das nicht, dass diese gleich Jahrzehnte betragen muss. Um den Einstieg in die Arbeitswelt zu meistern, achte vor allem auf folgende Anforderungen:

  • „erste Berufserfahrung”: Hier sind Aushilfsjobs, Praktika, Werkstudentenjobs außerhalb der Branche und sogar Work&Travel gemeint. Die Branche ist also nahezu egal, wichtig ist vielmehr, dass du schon ein wenig Zeit in der Berufswelt verbringen konntest.  
  • „einschlägige Berufserfahrung”: Hier wird nach relevanter Erfahrung aus der jeweiligen Branche gesucht. Du solltest also ein längeres Praktikum oder eine Werkstudentenstelle in der Branche absolviert haben. Damit zeigst du, dass du schon erste Kontakte knüpfen konntest und zumindest etwas Fachwissen mitbringst. 
  • „fundierte Berufserfahrung”: Meint ca. 3-5 Jahre Arbeit in einer relevanten Branche. Stellenanzeigen mit dieser Formulierung solltest du zu diesem Karrierezeitpunkt ignorieren - die Zeit investierst du bei anderen Stellenanzeigen deutlich effizienter.
  • „langjährige Berufserfahrung”: Hier werden Personen gesucht, die 5 Jahre oder länger in der relevanten Branche gearbeitet haben. Auch dies sollte aktuell nicht auf dich zutreffen, weshalb du Stellenanzeigen mit dieser Formulierung ebenfalls ignorieren kannst.

2. Triff eine zielgerichtete Auswahl

Da du jetzt die richtigen Begrifflichkeiten kennst, solltest du in Stellenanzeigen darauf achten, dass Berufserfahrung eben kein "Muss", sondern vor allem ein "Kann" ist. Wenn es Formulierungen wie „wünschenswert” oder „von Vorteil” gibt, kannst du überprüfen, ob du stattdessen die anderen Anforderungen mitbringst und dich trotzdem bewerben. 

Wichtig dabei: Konzentriere dich auf Jobs, bei denen du mit deinem aktuell bestehenden Erfahrungsschatz glänzen kannst oder andere Kenntnisse einbringen kannst. Es bringt außer verlorene Zeit wenig, dich auf deine absolute Traumstelle zu bewerben, wenn dafür 10 Jahre Branchenexpertise vorausgesetzt werden.

3. Begrenze dich nicht

Es kann gut sein, dass es in deiner Region keine passenden Stellen für dich gibt. Erweitere also deinen Suchradius oder entferne den Standort als Kriterium. Somit bekommst du eine größere Auswahl. Natürlich ist ein Umzug in eine andere Region schwierig - aber manchmal notwendig, um erfolgreich ins Berufsleben zu starten. Und letztlich muss die Entscheidung für einen Standortwechsel auch keine für immer sein.

4. Du hast längst Erfahrung

Obwohl du denkst, dass du keine relevante Berufserfahrung vorweisen kannst, stimmt das in den meisten Fällen nicht ganz. Sobald du irgendwo praktische Erfahrungen gesammelt hast, kannst du diese als Berufserfahrung angeben. Denk also an: 

Da viele Studenten neben dem Studium arbeiten, um Geld zu verdienen oder in den Semesterferien Praktika absolvieren, haben mehr Absolventen Berufserfahrung, als sie vielleicht denken. Jede noch so klitzekleine Tätigkeit zählt auf dein persönliches Erfahrungskonto ein.

5. Mindset ist alles: Kenne deine Soft Skills

Neben der Berufserfahrung, die du vielleicht doch schon gesammelt hast und von der du dachtest, dass sie nicht wirklich zählt, solltest du auch an deine Soft Skills denken! 

Viele Studenten glauben, dass nichts so aussagekräftig ist wie die Berufserfahrung. Das stimmt so nicht, denn du hast einiges vorzuweisen. Werde dir über deine Erfolge und Erfahrungen klar, die vermeintlich fehlende Berufserfahrung ausgleichen können.

Vor allem Soft Skills können viele der fehlenden Fachkenntnisse aufwiegen, da sie für Arbeitgeber immer wichtiger werden. Solltest du dir nicht sicher sein, welche Soft Skills besonders wichtig sind, lies hier unseren Artikel dazu.

6. Hebe Auslandsaufenthalte hervor

Wenn du eine bestimmte Zeit im Ausland verbracht hast, vergiss nicht, diese besonders zu unterstreichen! Für viele Arbeitgeber zeigt ein Auslandsaufenthalt, dass du selbstständig, offen und kommunikativ bist und interkulturelle Kompetenzen besitzt. 

Hierzu zählen Auslandssemester, Work & Travel, Praktika, Schüleraustausche oder sogar Kulturreisen. Solange du sie richtig und auf die Position angepasst präsentierst und beschreibst, inwieweit sie dich weitergebracht haben, spielen sie auf jeden Fall eine Rolle.

7. Womit hebst du dich von der Masse ab?

Auch wenn du noch nicht viel Berufserfahrung hast, gibt es bestimmte Eigenschaften, die dich von den anderen unterscheiden. Informiere dich darüber, was du mitbringen kannst und womit du dich vom Bewerber:innen-Durchschnitt abheben kannst.

Ein Beispiel: Du bewirbst dich bei einem ausländischen Unternehmen, das gezielt deutschsprachige Bewerber:innen sucht, da sie in den deutschen Markt einsteigen wollen. Das wäre eine optimale Gelegenheit zum Berufseinstieg, weil du nicht nur von Anfang an dabei bist, sondern auch weil es nicht viele Bewerber gibt, die sowohl die Sprache des Unternehmens als auch Deutsch sprechen. 

8. Unterschätze dein Netzwerk nicht - nutze es!

Kontakte können dir dabei helfen, den richtigen Job zu finden, auch wenn du nicht viel Berufserfahrung vorweisen kannst. 

Verdeckter Arbeitsmarkt

Er beinhaltet Jobs, die nicht öffentlich auf Jobbörsen oder der Webseite beworben werden. An diese Jobs kommt man oft nur, indem man eine Initiativbewerbung schreibt, auf Netzwerken unterwegs ist und auf sich aufmerksam macht, oder anhand einer Empfehlung eingeladen wird. 

Nutze also Seiten wie LinkedIn und XING, um dich mit anderen zu verknüpfen und so sichtbarer zu werden.

Vitamin B

So wichtig es für dein körperliches Wohlbefinden ist, so entscheidend ist Vitamin B in der Netzwerkform für deinen beruflichen Erfolg.

Jeder kennt Vitamin B, wenn es darum geht, einen Job zu finden. Es ist auch keineswegs verwerflich, wenn man so an einen Job kommt - denn viele Einstellungen beruhen letztlich auf Vertrauen in deine Fähigkeiten. Und wem vertraut man mehr als jemandem, den man bereits persönlich kennt?

Dein Netzwerk kann dir offensichtlich bei der direkten Jobsuche helfen. Sprich deine Kontakte ganz offen an und erwähne, dass du auf Jobsuche bist und ob sie Tipps für dich hätten. So fragst du nicht zu aufdringlich, kommst aber höchstwahrscheinlich trotzdem deinem Ziel näher.

Große Konzerne haben oft auch ein internes Jobportal, auf das nur Mitarbeitende Zugriff haben. Durch deine Kontakte kommst du vielleicht dazu, einen Blick auf diese Ausschreibungen zu werfen.

9. Größe ist nicht alles: Achte auch auf kleine Unternehmen

Viele versteifen sich bei der Suche nach einem Job auf große Unternehmen und Konzerne, weil sie glauben, dort die besten Möglichkeiten zu haben. Dadurch stehen sie aber auch im direkten Vergleich mit einer Menge an anderen Bewerber:innen - denn zu diesen Firmen will letztlich fast jeder.

Gerade zum Anfang sollte es dir aber nicht unbedingt darum gehen, direkt einen Prestige-Job zu ergattern. Es geht vielmehr darum, Erfahrungen zu sammeln und in der Berufswelt Fuß zu fassen. Und das gelingt bei kleineren Firmen oft deutlich einfacher.

Halte dich daher lieber an mittelständische Unternehmen, die dich genauso dringend brauchen wie du sie. Oft bieten gerade diese Unternehmen vielversprechende Einstiegs- sowie Aufstiegsmöglichkeiten, die du woanders so nicht bekommen würdest. 

10. Lückenfüller Zeitarbeit

Solltest du wirklich nichts finden, kann die Zeitarbeit auch eine gute Zwischenlösung sein. Achte aber darauf, dass es auch wirklich nur eine kurzfristige Übergangstätigkeit bleibt, um zusätzliche Erfahrungen zu sammeln. 

Versuche, sie eher als Sprungbrett zu sehen. Stellst du dich in einem Unternehmen besonders gut an, kann es sein, dass sie dich fest einstellen wollen. 

Bewerbungsschreiben: Beispiele für Formulierungen

Mit diesen Tipps kannst du dein eigentliches Bewerbungsschreiben angehen. Dies sollte von der Struktur genauso aufgebaut sein wie andere Bewerbungsschreiben auch. Denke also an Briefkopf, Betreff, Einleitung, Hauptteil und Schlussteil.

Bedenke dabei immer: Du versuchst mit dem Bewerbungsschreiben auch, deine fehlende Berufserfahrung auszugleichen und mit anderen Fähigkeiten zu glänzen.

Einleitung

In der Einleitung solltest du dein Interesse an dem Unternehmen ausdrücken. Am besten versuchst du, das so individuell wie möglich zu verpacken, damit du direkt positiv auffällst.

Beispiel: „Als eines der führenden Unternehmen im Medienbereich zeichnen Sie sich dadurch aus, dass Sie Kreativität und Unternehmertum miteinander verbinden und Ihre Kunden mit Ihren Dienstleistungen begeistern. Durch mein Studium der Englischen Sprache und populärer Medien bin ich genau der/die Richtige für Ihre ausgeschriebene Stelle und kann viel zu Ihrem Unternehmen beitragen.”

Hauptteil

Im Hauptteil solltest du versuchen, deine fehlenden fachlichen Kompetenzen mit deinen anderen Qualifikationen auszugleichen. Immer mit Relevanz zum Unternehmen solltest du von deinen Erfolgen aus deinem Studium oder anderen Praxiserfahrungen erzählen, deine Soft Skills anhand von Beispielen darstellen oder deine fehlende Berufserfahrung ins Positive drehen.

Versuche, ein positives Mindset zu vermitteln und überzeuge so deinen zukünftigen Arbeitgeber von dir, selbst wenn du noch keine einschlägige Berufserfahrung hast.

Beispiel: „Da ich in meiner Freizeit im Verein xy schon seit längerer Zeit die Kinderbetreuung übernehme, kann ich von mir sagen, dass ich verantwortungsbewusst bin und keine Probleme damit habe, mich durchzusetzen.” 

„In meiner Studienzeit habe ich durch Projekt xy gelernt, Teamfähigkeit und Organisationstalent richtig zu nutzen.”

„Durch mein erst vor kurzem abgeschlossenes Studium kann ich mich gut mit Studenten identifizieren und weiß, was sie gerade durchmachen. Deshalb bin ich für Ihr Projekt zur Gewinnung von mehr Kunden unter Studierenden besonders geeignet.”

Schlussteil

Abschließend solltest du noch einmal versuchen, die Aufmerksamkeit der Personaler:in zu erreichen und nachhaltig in Erinnerung zu bleiben. Sei positiv und erwähne, dass du dich über eine Rückmeldung freust. Als Berufseinsteiger kannst du hier beispielsweise auch anbieten, zunächst ein Praktikum als Einstieg zu absolvieren oder für ein paar Tage Probearbeit zu leisten. 

Beispiel: „Gerne stelle ich meine Fähigkeiten in einem Praktikum unter Beweis und freue mich darauf, von Ihnen zu hören.” 

Der Lebenslauf ohne Berufserfahrung

Natürlich kann dein Lebenslauf ein wenig leer wirken, wenn du keine Berufserfahrung hast - aber keine Sorge, er füllt sich während deiner Karriere fast automatisch. Wenn du dich aber auf deine Erfolge in anderen Bereichen konzentrierst, kannst du die fehlende Erfahrung wettmachen und deinen Lebenslauf aufwerten. 

Wenn es um Erfolge geht, kannst du erwähnen, dass du Praktika absolviert hast oder im Ausland warst. Du kannst aber auch Erfahrungen aus deinem Privatleben erwähnen, solange sie für die Stelle und das Unternehmen relevant sind. Beispiele wären hier: 

  • Weiter- oder Fortbildungen 
  • Sprachkurse
  • ehrenamtliche Arbeit
  • Projekte
  • VHS-Kurse

Damit zeigst du mehrere Soft Skills und die Bereitschaft, dich weiterzubilden.

Das Wichtigste ist aber, dass du als Berufseinsteiger durch deine Expertise herausstechen kannst und sollst. Denke einfach daran, dass du „besondere Kenntnisse” und „Interessen und Hobbies” hervorheben musst und diese auch länger sein müssen als der „berufliche Werdegang”, wenn dieser noch nicht wirklich lang ist.

Ein Lichtblick: Diese Jobs bekommst du auch ohne Berufserfahrung

Es gibt Branchen, in denen du nicht unbedingt Berufserfahrung brauchst. Das sind Bereiche, in denen man auch als Quereinsteiger gute Chancen hat und sogar explizit gesucht wird. Daher wird hier kein riesiger Erfahrungsschatz vorausgesetzt. 

Gerade in den letzten Jahren wurden die Chancen für Quereinsteiger und Berufseinsteiger immer besser, da es durch den Mangel an qualifizierten Kräften oft auch für unerfahrene bessere Einstiegschancen gab.

In diesen Branchen ist es nicht allzu schwer, auch ohne Berufserfahrung angestellt zu werden:

  • im Personalwesen
  • in der Logistik
  • in der Administration
  • in der Erziehung
  • im Vertrieb
  • im Immobiliengeschäft
  • im Content-Management                         

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