Richter:in

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Willst du auf dem Gebiet des Rechts arbeiten? Kannst du eine Situation objektiv betrachten und helfen, einen Streit zu schlichten? Wenn du deine analytischen Fähigkeiten und deine Entscheidungsfreudigkeit unter Beweis stellen möchtest, könnte die Arbeit als Richter:in die perfekte Karriere für dich sein.

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Was macht ein:e Richter:in?

Richter:innen sind dafür verantwortlich, dass eine Gerichtsverhandlung ordnungsgemäß und nach einem bestimmten Verfahren durchgeführt wird. Sie haben die folgenden Aufgaben:

  • Leitung der Gerichtsverhandlung
  • Erläuterung der juristischen Terminologie für die Mitglieder der Jury
  • Anhören von Beweisen und Entscheiden, ob sie rechtlich zulässig sind oder nicht
  • Nutzung der vorgelegten Beweise, um ein Urteil über die Schuld oder Unschuld eines/einer Angeklagten zu fällen
  • Auf der Grundlage bestehender Fälle und der Kenntnis der Rechtslage über eine angemessene Strafe oder ein angemessenes Urteil entscheiden

Berufsweg von Richter:innen

Richter:innen haben einen nicht-traditionellen Berufsweg. Das liegt daran, dass man die Ausbildung nicht verlassen und sofort Richter:in werden kann. Du brauchst einige Jahre Erfahrung im juristischen Bereich, bevor du zum/zur Richter:in aufsteigen kannst. Nachfolgend findest du den Karriereweg, den du einschlagen könntest, um Richter:in zu werden und aufzusteigen:

Berufseinstieg

Du beginnst deine Karriere mit einem Referendariat. Dabei handelt es sich um eine Ausbildungsfunktion, in der du die für deine berufliche Laufbahn erforderlichen Fähigkeiten erlernst und das im Studium erworbene akademische Wissen in der Praxis anwendest. Während deines Ausbildungsvertrags wird deine Arbeit stark überwacht und ist oft mit viel Arbeit und langen Arbeitszeiten verbunden.

Berufliche Entwicklung

Hast du dein Studium nach deinem Referendariat und dem zweiten Staatsexamen erfolgreich abgeschlossen, kannst du dich beim zuständigen Oberlandesgericht als Richter:in bewerben. Um angenommen zu werden, brauchst du in der Regel überdurchschnittlich gute Noten. Erfüllst du die Anforderungen (diese variieren je nach Bundesland) und hebst dich aus der Masse durch deine Leistungen und Qualifikationen hervor, wirst du Richter:in auf Probe. Diese Probezeit dauert normalerweise drei bis fünf Jahre. 

Weitere Karriere

Nach deiner Probezeit wirst du zum/zur Richter:in auf Lebenszeit berufen. Anschließend kannst du als Richter:in beispielsweise am Amts-, Verwaltungs-, Landes- oder Oberlandesgericht arbeiten. Wenn du die Anforderungen für den Probedienst nicht erfüllen konntest und keinen Platz als Richter:in auf Probe ergattern konntest, kannst du auch in anderen Rechtsberufen tätig werden, z.B. als Rechtsanwalt/-anwältin.

Gehälter von Richter:innen

Die Arbeit als Richter:in verschafft dir Autorität und Anerkennung für deine Erfahrung. Dein Gehalt hängt von der Art des Gerichts ab, an dem du arbeitest. Im Folgenden sind die Gehälter aufgeführt, die du in dieser Laufbahn verdienen kannst:

  • Referendariat: Als Rechtsreferendar:in wirst du je nach Bundesland mit einem Jahresgehalt zwischen 12.300 € und knapp 17.000 € brutto vergütet.
  • Berufseinstieg: Zu Beginn deiner Karriere als Richter:in kannst du je nach Bundesland mit einem durchschnittlichen Jahresgehalt von rund 54.000 € brutto rechnen.
  • Erfahrene:r Richter:in: Als Richter:in wirst du nach Besoldungsstufen bezahlt. Je nachdem wie viel Erfahrung du mitbringst, bzw. welchen Rang du als Richter:in besetzt, an welchem Gericht und in welchem Bundesland du arbeitest, variiert dein Gehalt. Von rund 66.000 € brutto jährlich als Richter:in am Amts-, Landes-, Arbeits-, Verwaltungs- oder Sozialgericht bis knapp 180.000 € brutto pro Jahr als Präsident:in des Bundesarbeitsgerichts, Bundessozialgerichts, Bundesfinanz- oder Bundesgerichtshofs ist hier alles möglich.
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Qualifikationen und Ausbildung

Die Arbeit als Richter:in erfordert jahrelange Erfahrung und Ausbildung im Studium und auch im Berufsleben. Die folgenden Angaben beziehen sich auf die Qualifikationen und die Ausbildung, die du brauchst, um Richter:in zu werden:

Ausbildung

Um als Richter:in arbeiten zu können, musst du zunächst ein Studium der Rechtswissenschaften, das meist kurz als Jura-Studium bezeichnet wird, absolvieren. Dieses Studium dauert in der Regelstudienzeit neun Semester und endet mit dem ersten Staatsexamen. Anschließend erwartet dich ein zweijähriges Rechtsreferendariat, woraufhin du dein zweites Staatsexamen ablegst. 

Hast du alle diese Schritte erfolgreich abgeschlossen, kannst du dich beim Oberlandesgericht deines Bundeslandes auf eine Stelle als Richter:in auf Probe bewerben. Dafür musst du normalerweise hohe Anforderungen erfüllen und überdurchschnittliche Leistungen vorweisen können. Welche Anforderungen das sind, entscheidet jedes Bundesland individuell. Wirst du angenommen, startest du deinen drei- bis fünfjährigen Probedienst. Anschließend wirst du zum/zur Richter:in auf Lebenszeit berufen. 

Berufserfahrung

Da der Beruf des Richters sehr begehrt ist, ist es eine gute Möglichkeit, schon während des Studiums Berufserfahrung zu sammeln, um dein Interesse zu zeigen und auf dich aufmerksam zu machen. Dafür bietet sich beispielsweise ein Praktikum an, das du im Rahmen deines Studiums als Pflichtpraktikum oder in den Semesterferien als freiwilliges Praktikum absolvierst. Informiere dich über aktuelle Praktika im Rechtswesen.

Fähigkeiten von Richter:innen

Hard Skills

  • Juristisches Verständnis: Die Tätigkeit eines Richters verlangt von dir, dass du dich mit dem Recht auskennst. Du musst nicht nur beurteilen, ob die Handlungen einer Partei gegen ein Gesetz oder einen Teil davon verstoßen haben, sondern du musst auch den Anwesenden im Gerichtssaal, die keine Expert:innen sind, komplexe juristische Begriffe erklären.
  • Kenntnis der Gerichtssäle: Der Aufenthalt in einem Gerichtssaal hat seine eigenen Regeln. Du solltest wissen, wie sich die einzelnen Personen verhalten, wie sie dich ansprechen und sogar wie sie sich kleiden sollten. Als Richter:in trägst du je nach Art der Verhandlung unterschiedliche Roben und Kleidungsstücke.

Soft Skills

  • Fähigkeit zu analytischem und kritischem Denken: Ein Teil deiner Aufgabe besteht darin, Beweise anzuhören, die von Rechtsanwälten und Staatsanwälten auf beiden Seiten des Rechtsstreits vorgelegt werden. Wenn du in der Lage bist, die Beweise zu analysieren und kritisch darüber nachzudenken, ob sie zutreffend sind und ob sie ein vollständiges Bild ergeben, kannst du ein rationales und faires Urteil fällen.
  • Selbstvertrauen: Die Tätigkeit eines Richters erfordert ein hohes Maß an Selbstvertrauen. Du bist derjenige/diejenige, der/die das Gericht leitet und dafür sorgt, dass das Verfahren ordnungsgemäß abläuft. Selbstvertrauen bedeutet, dass du eine Autorität bist und das Gericht gut führen kannst.
  • Entscheidungsfindung: Deine Aufgabe ist es, die Beweise zu sichten und auf dieser Grundlage eine Entscheidung über die Strafe oder das Strafmaß zu treffen. Du solltest gut darin sein, mit rationalem Denken zu einer Entscheidung zu kommen und an dieser Entscheidung festzuhalten.

Vor- und Nachteile einer Stelle als Richter:in

Es gibt gute und schlechte Seiten der Arbeit als Richter:in. Wenn du die positiven und negativen Aspekte verstehst, kannst du besser entscheiden, ob die Arbeit als Richter:in ein gutes langfristiges Ziel für dich ist. 

Pro

  • Du wirst zu einem wichtigen Teil des Rechtssystems. 
  • Es ist ein hoch angesehenes und begehrtes Amt.
  • Als Richter:in kannst du eine Menge Geld verdienen.
  • Du bekommst vielleicht die Gelegenheit, eine Entscheidung zu treffen, die als Präzedenzfall für zukünftige Rechtsfälle gilt.

Contra

  • Der Einstieg in diese Laufbahn ist schwierig, da es ein hart umkämpftes Feld ist.
  • Das Arbeitsumfeld steht unter hohem Druck, was die Arbeit stressig machen kann.
  • Es kann eine Weile dauern, bis man die übliche Kleidung und die akzeptierten Vorgehensweisen vor Gericht gelernt hat. Die Vertreter sind ziemlich streng und halten sich strikt an die Regeln.
  • Es handelt sich um ein sehr öffentliches Amt, und jeder falsche Schritt kann zu massiver Kritik führen.

Work-Life-Balance

Die Arbeit als Richter:in geht über die Sitzungszeiten des Gerichts hinaus, da du auch vorbereitende Tätigkeiten erledigen musst. Im Allgemeinen ist es bei den Arbeitszeiten möglich, das Berufs- und Privatleben als Richter:in gut zu vereinbaren. Wenn du jedoch an einem besonders schwierigen oder komplexen Fall arbeitest, kann es sein, dass du während deines Privatlebens über deine Arbeit nachdenkst. Der Großteil deiner Arbeit findet im Gerichtssaal statt. Daher musst du dich angemessen kleiden und dich während des gesamten Arbeitstages an die Regeln des Gerichtssaals halten.

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